Aktuell 30.12.2020 (Archiv)
Hirn und Filmtote
Traurige Tode von Filmcharakteren bleiben im Gedächtnis, wie eine Studie der Ohio State University zeigt.Wurden die Studienteilnehmer ersucht, sich an den Tod eines fiktionalen Charakters zu erinnern, erwähnten sie wahrscheinlicher Tode, die sie als 'bedeutungsvoll' erachteten. Jene, die als 'vergnüglich' angesehen wurden, vergaßen sie eher.
Laut Co-Autor Matthew Grizzard erinnern sich Menschen an Tode, die sie mehr zum Weinen und Nachdenken gebracht haben als jene, über die sie sich gefreut haben. 'Es scheint so zu sein, dass wir uns an den Tod auch in relativ folgenlosen Bereichen der Unterhaltungsbranche als eine bedeutungsvolle, nachdenkliche Erfahrung erinnern.'
An der Studie haben 506 Personen online teilgenommen. Sie wurden in drei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe wurde ersucht, an eine Sterbeszene einer Geschichte zu denken, die sie besonders bedeutungsvoll fanden. Die zweite Gruppe sollte an einen Tod denken, den sie vergnüglich fand. Die dritte Gruppe wurde einfach gebeten, an eine Sterbeszene aus einem Narrativ zu denken.
Die meisten Teilnehmer aller Gruppen wählten Sterbeszenen aus visuellen Medien. Filme und TV-Sendungen waren dabei am stärksten vertreten. Einige Teilnehmer entschieden sich auch für Videospiele und Comics. Den Teilnehmern wurde eine Reihe von Fragen über ihre emotionalen Reaktionen auf die Sterbeszenen, ihre Wertschätzung und Vergnügen bei diesen Szenne und die Wahrnehmung des verstorbenen Charakters gestellt.
Erwartungsgemäß entschieden sich Personen, die sich an einen besonders vergnüglichen Tod erinnern sollten, für Bösewichte wie Joffrey aus Game of Thrones. Jene, die sich an einen bedeutungsvollen Tod erinnern sollten, neigten eher zu sympathischen Charakteren, die nicht unbedingt immer Helden waren. Snape aus den Harry-Potter-Filmen und Walter White aus Breaking Bad wurden häufig genannt. Wurde die Frage nach bedeutungsvollen Toden gestellt, entschieden sich viele Teilnehmer für Figuren, die eine Art Erlösung erlebten. Ein Beispiel dafür ist Roy Batty, der im Großteil von Blade Runner der Gegenspieler war. Laut Grizzard wurde sogar Darth Vader aus Star Wars einige Male genannt.
Die Ergebnisse zeigen, das Action- und Horror-Filme sowie Thriller weniger wahrscheinlich mit bedeutungsvollen Toden von Charakteren in Verbindung gebracht wurden. Sie wurden dahingegen viel eher mit dem Vergnügen am Tod eines Charakters in Zusammenhang gebracht. Dramen und Filme, die auf die Tränendrüse drücken, wurden eher mit bedeutungsvollen Toden von Charakteren in Verbindung gebracht. Bei Komödien, Dokumentationen, Romanzen und Science Fiction wurde keine Todesart bevorzugt.
Bemerkenswert war laut Grizzard, dass jene Teilnehmer, die nur gefragt wurden, sich an irgendeinen Tod eines Charakters zu erinnern, am häufigsten die Antworten derer gaben, die ersucht worden waren, bedeutungsvolle Tode zu nennen. Laut dem Forscher erinnerten sich die Teilnehmer am ehesten an Tode, die eng mit Wertschätzung in Verbindung standen und nicht mit Vergnügen.
'Menschen erinnerten sich an Tode, die bedeutungsvoll, bewegend und zum Nachdenken anregend waren', erzählt Grizzard. Damit liege ein weiterer Beweis dafür vor, dass Fiktion nicht nur zum Vergnügen konsumiert werde. Der Tod von Charakteren, die gemocht werden, könnte auch ein Weg sein, um Trauer zu verarbeiten oder sie zu verstehen. Die Ergebnisse wurden in 'Omega--Journal of Death and Dying' veröffentlicht.
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