Ein 17-Jähriger zelebriert den Hass zu seiner Mutter in allen Variationen. Intensive Jugendstudie des 19-jährigen Autors, Regisseurs und Schauspielers Xavier Dolan, der mit diesem Film ein faszinierndes Debut abliefert.
Hubert Minel (Xavier Dolan) ist 17 und hasst alles an seiner Mutter (Anne Dorval): die kitschige Dekoration ihrer Wohnung, die Art, wie sie isst, die Speisereste an ihren Mundwinkeln; im Grunde alles, was sie tut, aber vor allem, dass sie ständig ihre Meinung ändert und ihn damit zur Weißglut treibt.
Bei diesem gestörten Verhältnis ist es auch kein Wunder, dass Hubert ihr nichts von seiner Beziehung zu Antonin (François Arnaud) erzählt, einem Mitschüler, mit dem er seit zwei Monaten liiert ist. Doch während er mit Antonin die Zweisamkeit genießt, wird zu Hause alles nur noch schlimmer, bis seine Mutter schließlich beschließt, ihn auf ein Internat zu schicken.
Das Wunderkind
Xavier Dolan hat mit 17 Jahren 'I killed my mother' geschrieben, als 19-Jähriger mit sich selbst in der Hauptrolle verfilmt und in der Folge einige internationale Preise gewonnen. Mit viel Leidenschaft erzählt er von dieser Hassliebe zwischen Mutter und Sohn, die Höhen und Tiefen kennt, ständig neue Ausbrüche provoziert und täglich mehr zur Obsession wird.
Doch Huberts Erwachsenwerden ist von mehr als seinem Mutterhass geprägt. Fast 'nebenbei' erzählt Dolan auch von den anderen Abenteuern, die einem Heranwachsenden das Leben schön und schwer machen: Liebe, Sex, Ausgrenzung, der Beginn von Freundschaften und das Entdecken der eigenen künstlerischen Fähigkeiten.
Emotionale Wellen
Es ist ein tragikomischer Weg, den Hubert gehen muss, in seinem Versuch, der kleinbürgerlichen Enge seiner Kindheit zu entfliehen. Dabei schafft es Xavier Dolan keinem der beiden Hauptfiguren mehr oder weniger Sympathie zukommen zu lassen. Als Zuschauer muss man beide, nervende Mutter und verachtenden Sohn, gern haben und sie doch immer wieder verstört zurückweisen. Es ist ein Spiel des ständigen Gebens und Nehmens, des Provozierens und Zurückschlagens, das zwischen zwei gleichberechtigten Partnern für große emotionale Wellen sorgt.
Gegen Ende hin hat man dann zwar schon langsam genug gesehen von den ewigen Hochs und Tiefs dieser Beziehung, die sich bis zum Finale im Kern kaum ändern, jedoch macht das den Film nicht weniger reizvoll. 'I killed my mother' ist ein erstaunlich klar formuliertes Portrait einer so wechselhaften wie realitätsnah erzählten Hassliebe, wie man sie nicht oft zu sehen bekommt.