Die wiederkehrenden Jugenderinnerungen eines senilen Mannes drohen die Geheimnisse einer reichen Familie aufzudecken. Leiser Krimi und schön fotografiertes Familiendrama mit Gérard Depardieu, dem es vollkommen an Spannung fehlt.
Simone (Alexandra Maria Lara) heiratet in die reiche Industriellen-Familie Senn ein. Doch schon bei der Hochzeit mit Philippe (Yannick Renier) kommt es zu einem Zwischenfall. Konrad Lang (Gérard Depardieu), der Hausmeister des Senn'schen Sommerhauses, kommt nach einem Brand dort ungebeten zu ihnen. Obwohl er nicht gern gesehen ist, lässt das resolute Familienoberhaupt Elvira (Françoise Fabian) den langjährigen Bediensteten in ihrem Gästehaus wohnen, sehr zum Missfallen von ihrem Stiefsohn Thomas (Niels Arestrup). Der hatte den gleichaltrigen Konrad in seiner Jugend wie einen Bruder geliebt, doch als sie erwachsen wurden, trennten sich ihre Wege, auch weil Thomas die von Konrad geliebte Elisabeth (Nathalie Baye) heiratete, von der er inzwischen wieder geschieden ist.
Während Elvira und Thomas Konrad meiden, freundet sich Simone mit dem liebenswerten, aber zunehmend verwirrten Gast an. Als sich herausstellt, dass Konrad an Demenz leidet, hilft sie ihm, seine noch intakten Erinnerungen an die Jugend wiederzubeleben. Doch dort liegt ein Geheimnis versteckt, dass Elvira nur zu gern für immer begraben wüsste.
Das große Warten
Small World ist in dunklen Tönen auf angenehm edle Weise in Bilder gebannt. Zusammen mit dem Vergnügen, Gérard Depardieu einfach nur bei der Arbeit zuzusehen, ergibt das schon eine gute Basis, um sich eineinhalb Stunden nett berieseln zu lassen. Doch viel mehr bleibt von diesem Film nicht hängen. Er basiert auf einer interessanten Idee, die aber (zumindest auf diese Weise) filmisch kaum Reize bietet, da sie sich nicht in Spannung umsetzen lässt.
Den ganzen Film über hat man die Ahnung, dass die möglicherweise wiederkehrenden Jugenderinnerungen Konrads der Familie – und damit auch ihm und Simone – gefährlich werden könnten, aber wenn man keinerlei Hinweis darauf bekommt, um welche Erinnerungen es sich handelt und wie 'schlimm' diese sind, dann wartet man eben und wartet und wartet, ob nun doch noch etwas passiert oder nicht. Wenn es dann in den letzten Minuten des Films dann ernst wird flammt tatsächlich noch kurz Gefahr, Spannung und Drama auf, aber bis dahin zieht sich die spärliche Handlung zähflüssig dahin.
Leblos
Auch so manch anderes dieser Romanadaption ist filmisch nicht überzeugend dargestellt oder sogar darstellbar. Dass ein hochgradig dementer Mann, der sich, ohne es zu merken, drei Zehen abfriert, begeistert von einem Haus springt und die Menschen um sich herum kaum wiedererkennt, mit einer von ihm selbst kaum formulierbaren Erinnerung noch irgendeinen Schaden anrichten könnte, ist mehr als zweifelhaft. Auch die Methode, wie einst der große Betrug an Konrads Leben eingefädelt wurde, lässt einen, gelinde gesagt, die Augenbrauen hochziehen.
Sehr gestellt wirkt diese ganze Welt, sehr künstlich, altbacken und leblos. Eine dekadente Industriellen-Familie, die in einem Schloss wohnt, von der autoritären Großmutter geleitet wird und irgendwo eine Leiche im Keller hat - so richtig prickelnd kann diese Geschichte nie werden. Auch wenn Depardieu und Françoise Fabian als Elvira gut spielen, über die Schemenhaftigkeit und Leblosigkeit ihrer Figuren können sie kaum hinwegtrösten. Auch Alexandra Maria Laras Figur Simone ist wenig mehr als hübsch und sanftmütig. Wirkliches Interesse an ihr oder den anderen Charakteren kommt nie auf. So bleibt nur der flüchtige Eindruck eines hübschen, aber ohne jede Leidenschaft verfilmten Familienromans, den man schnell wieder vergessen hat.