Review 29.06.2011 (Archiv)
'Der Biber' Filmkritik
Trotz einer originellen Grundidee ist 'Der Biber' ein Desaster auf allen Ebenen. Regie, Dialoge, Schauspiel und Synchronisation sind von außergewöhnlich schlechter Qualität.Walter Black (Mel Gibson) ist depressiv; so sehr und schon so lange, dass seine Krankheit das Leben mit seiner Frau Meredith (Jodie Foster) sowie seinen Söhnen Porter (Anton Yelchin) und Henry (Riley Thomas Stewart) extrem belastet. Als Meredith Walter vor die Tür setzt, um ihre Kinder seiner negativen Ausstrahlung zu entziehen, geht es für Walter immer weiter bergab – bis er durch Zufall eine Biber-Handpuppe in einem Müllcontainer findet.
Mit der Puppe am Arm, die alles sagen darf, was Walter sich denkt, kehrt die Freude in sein Leben zurück. Er hat dauerhaft gute Laune, spielt energiegeladen mit Henry, frischt das Sexleben mit seiner Frau auf und bringt seine angeschlagene Spielzeugfirma wieder auf Kurs. Nur sein Sohn Porter verweigert sich dem Biber und auch Meredith möchte langsam wieder ohne die Puppe mit ihrem Mann sprechen können. Doch der Biber erlangt immer mehr Macht über Walter, der sich gegen den dominanten und selbstsüchtigen Charakter an seinem Arm kaum mehr wehren kann.
Trailer
Depressionen nur für's Publikum
Es ist erstaunlich, wie schnell ein Film seinen Zusehern klar machen kann, was man von ihm erwarten kann. Bei 'Der Biber' passiert das schon in den ersten Minuten, als Walter Black aus dem Off heraus in der dritten Person von sich selbst und seiner Depression erzählt und sich einem anhand der unoriginellen, ja geradezu anfängerhaft schlechten Einführung die Augenbrauen von ganz allein nach oben ziehen. Denn was Depressionen für einen Menschen und seine Angehörigen wirklich bedeuten können, wird einem hier nicht im Mindesten nachvollziehbar vermittelt, sondern nur als pseudo-tragische Ausgangssituation serviert.
Und so wie es anfängt, geht es auch weiter. Oft kann man gar nicht sagen, was nun schlechter an einer Szene ist: die hanebüchene Handlung, die miserablen Dialoge, die bemühte Schauspielerei oder die bemerkenswert schlechte Synchronisation, von der Regie ganz zu schweigen. Dass Jodie Foster versucht, einfühlsam mit dem Thema umzugehen, ist zwar erkennbar, doch das Ergebnis läuft mehr unter dem Motto 'gut gemeint statt gut gemacht'. Auch als Schauspielerin kann die zweifache Oscar-Preisträgerin nicht überzeugen, genausowenig wie die in diesem Jahr für ihre Darstellung in 'Winter's Bone' Oscar-nominierte Jennifer Lawrence, die als Cheerleaderin mit Schreibblockade und geheimer Vergangenheit als Sprayerin genauso bemüht und unglaubwürdig ist, wie der Rest des Ensembles, allen voran Mel Gibson, der in jeder Einstellung zu sagen scheint 'Schaut her, ich schauspielere!'.
Bildergalerie
Das heißeste Drehbuch
Doch das Übel nahm wohl schon vorher seinen Anfang: beim Drehbuch. Kaum nachvollziehbar, dass das Skript eine Zeit lang als das heißeste Drehbuch Hollywoods gehandelt wurde, denn außer der durchaus interessanten Grundidee hat die Handlung keinerlei Qualitäten: langweilige Figuren, entweder nicht nachvollziehbare oder klischeehafte Charakterentwicklungen, eine reizlose Nebenhandlung, furchtbare Dialoge und ein hanebüchenes Ende, das nur einem Drehbuchautor einfallen kann, der nach einem Schema und nicht mit einem feinen Gespür für Figuren und Stoff an die Arbeit geht.
Offizielle Website
Filmkritiken auf filmtauchgaenge.at
So kann man 'Der Biber' getrost vergessen, denn er bietet weder eine lohnende Einsicht in die menschliche Natur, noch gute Unterhaltung.
Kinostart Österreich: 1. Juli 2011
Carolin Färber / filmtauchgaenge.at | www |
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#Filmkritik #Mel Gibson #Jodie Foster #Anton Yelchin
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