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Review  02.08.2010 (Archiv)

'Inception' Filmkritik

Die Faszination Traum erhält neuen Aufwind. Christopher Nolan ist in Höchstform: Er inszeniert – unterstützt von einer glanzvollen Besetzung - eine intelligente, innovative Geschichte und kreiert ein visuelles Spektakel erster Klasse.

Potenzial für den besten Film des Jahres hat 'Inception' damit allemal.

Dom Cobb (Leonardo DiCaprio) ist Spezialist auf dem Gebiet der Extraktion. Dabei handelt sich um eine neuartige Form des Diebstahls, bei dem man ins Unterbewusstsein anderer Personen eindringt, um an deren tief verborgene Geheimnisse und Gedanken heranzukommen. Diesem Vorgang liegt die Theorie zugrunde, dass das ganze Leben Spuren hinterlässt, die im Schlaf in Form von Träumen zum Vorschein kommen. Mithilfe eines Sedativums, das sowohl dem Spion selbst als auch dem Zielobjekt verabreicht wird, gelingt es Dom Cobb Teil dieser Traumwelten zu werden und sich die gewünschten Informationen zu beschaffen.

Gerade noch Gegenstand der Extraktion, tritt der Konzernchef Saito (Ken Watanabe) mit einem neuen Auftrag an Cobb heran. Anstatt aber das übliche Verfahren des Gedanken-Diebstahls anzuwenden, soll er diesmal eine Idee in den Kopf eines anderen einpflanzen. Robert Fischer Jr. (Cilian Murphy), demnächst Erbe des Imperiums von Maurice Fischer (Pete Postlethwaite) und somit Saitos stärkster Konkurrent, soll dazu gebracht werden, das Unternehmen seines Vaters aufzugeben.

Bilder zum Film


Bildergalerie

Sollte es Dom Cobb gelingen, diesen Auftrag auszuführen, würde Saito es ihm im Gegenzug ermöglichen, endlich wieder nach Hause zu seinen Kindern zurückzukehren. Seit dem Tod seiner Frau Mal (Marion Cotillard), der ihm zugeschrieben wird, und aufgrund seiner kriminellen Tätigkeit, darf er nicht mehr in die USA einreisen und wird auch im Ausland gesucht und gejagt.

Das Team

Um eine sogenannte Inception zu vollziehen, die es erforderlich macht, tiefer als üblich in das Unterbewusstsein einzudringen und sich somit auf mehreren Traumebenen abspielt, benötigt Cobb jedoch, abgesehen von seinem langjährigen Gefährten Arthur (Joseph Gordon-Levitt), eine Reihe außergewöhnlicher Helfer. Neben Eames (Tom Hardy), der über das einzigartige Talent verfügt, in den Traumwelten die äußere Gestalt anderer Personen anzunehmen, und der begabten Architektur-Studentin Ariadne (Ellen Page), deren Aufgabe darin besteht, die verschiedenen Traumebenen zu konstruieren, ist der Apotheker Yusuf (Dileep Rao) unentbehrlich, um ein Sedativum zu kreieren, das stark genug ist, die Körper aller Beteiligten lange genug in den schlafenden Zustand zu versetzen.

Allerdings ist nicht nur die Inception an sich hoch riskant, bei der es dazu kommen kann, dass man im Falle seines Todes im Traum nicht einfach aufwacht, wie es bei der Extraktion üblich ist, sondern den Limbus, einen auf unbestimmte Zeit komatösen Zustand, erreicht. Auch Cobbs Vergangenheit, seine unterbewussten Projektionen, die in Form seiner toten Frau auftreten, und in den Traumebenen zum Vorschein kommen können, bergen eine große Gefahr für alle.

Visuelle Perfektion

Gewaltige Hochhäuser, die zu bröckeln beginnen, Städte, die im rechten Winkel nach oben gekippt werden und eine Spiegelung ihrer selbst ergeben, Räume, die sich um ihre eigene Achse drehen, Schwerelosigkeit oder ein Zug, der auf einer Straße fährt – der Imagination sind keine Grenzen gesetzt, wenn Träume ihre bildliche Gestalt erhalten. Christopher Nolan nutzt diese Möglichkeit der künstlerischen Freiheit in jeder Hinsicht, immer mit dem Ziel, soweit wie möglich auf Computereffekte zu verzichten. Millionen wurden in ein aufwendiges Setdesign investiert und haben sich bezahlt gemacht. Ein optisches Vergnügen auf höchstem Niveau ist das Ergebnis.

Trailer


Aber nicht nur auf der Bildebene wird Spektakuläres geboten. Schon seit einiger Zeit hat es kein Hollywood-Blockbuster mehr geschafft, eine solch eigenständige Idee zu präsentieren. Nichts scheint abgekupfert zu sein bei dieser innovativen Geschichte, die sich, bis ins Detail durchdacht, vor allem durch ihre Thematik und deren Umsetzung auszeichnet.

Wacher Verstand

Dabei wird auf den wachen Verstand des Zuschauers gesetzt, der kaum die Möglichkeit erhält, sich zurückzulehnen und das Geschehen an sich vorüberziehen zu lassen. Zu komplex ist die Materie und Unachtsamkeit könnte dazu führen, dass etwas übersehen wird. Ständig bewegt sich der Film gleichzeitig auf mehreren Ebenen, bestehend aus Wachzustand und den ineinander übergreifenden und aufeinander aufbauenden Traumebenen. Dabei kann es leicht passieren, dass man den Überblick verliert, ob es sich nun um Traum oder Wirklichkeit handelt, auch deshalb, weil innerhalb des filmischen Geschehens mit dieser Unsicherheit gespielt wird.

Kaum der Überzeugung, man habe alles durchschaut, tauchen neue Details und neue Fragen auf. Der Intellekt des Zuschauers wird nicht nur während des Films gefordert. 'Inception' hinterlässt seine Spuren, schafft Raum für eigene Gedanken und Diskussion, indem er sich davor hütet, ein eindeutiges Statement abzugeben.

Starke Figuren

Nicht zuletzt glänzt der Film auch durch die Wahl der Darsteller. Jede Figur steht mit seiner Einzigartigkeit für sich und jedem Schauspieler gelingt es, die Begabung und den Charakter seiner Rolle hervorzuheben und authentisch zu verkörpern. Joseph Gordon-Levitt verschmilzt praktisch mit seiner Figur, scheint Eins zu werden mit Arthur, dem Mann für die organisatorische Feinarbeit, der mit genauen Berechnungen für den reibungslosen Ablauf der Inception zu sorgen hat. Und während seine beeindruckende Leistung doch etwas überrascht, kann man nicht umhin, selbige von Leonardo DiCaprio mittlerweile schon zu erwarten. Aber auch diesmal wird diese Erwartungshaltung nicht nur erfüllt, sondern noch übertroffen.


© 2010 Warner Bros. Ent
© 2010 Warner Bros. Ent



Neben seiner erneut ausgezeichneten Darstellung des Anti-Helden, der Sympathieträger ist, arbeitet er den emotionalen Aspekt heraus, wodurch es ihm gelingt, die Liebe seiner Figur Dom Cobb zu dessen Frau Mal in jedem Augenblick spürbar zu machen. Zusätzlich verleiht Marion Cotillard – trotz rar gesäter Auftritte und Textzeilen – ihrer Figur eine derart starke emotionale Präsenz, sodass sie wie ein Schatten ständig über dem filmischen Geschehen schwebt. Die Verbindung zwischen Cobb und Mal ist in jedem Moment fassbar, auch wenn sich die Handlung gerade nicht um deren Beziehung dreht.

Daneben überzeugen Tom Hardy, Ken Watanabe und nicht zu vergessen Ellen Page ('Juno'). Sie bewegt sich zwar in ungewohntem Genre, gestaltet aber absolut glaubwürdig alle Facetten ihrer Figur, die sich im Verlauf des Films von der einfachen Architektur-Studentin zum rettenden Element des gesamten Unternehmens entwickelt.

Offizielle Webseite

Der Film vereint die Komplexität und Verschachtelung, die auch Nolans 'Mememto' auszeichnet, die Düsterkeit, die 'The Dark Knight' innewohnt, und eine Idee von solcher Faszination und Innovation, wie sie zuletzt in 'Matrix' zu sehen war. 'Inception' bietet ohne Zweifel einen filmischen Höhepunkt in diesem Jahr, den man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte.

Kinostart Österreich: 30. Juli 2010

Alexandra Cech / filmtauchgaenge.de | www

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#Inception #Filmkritik #Christopher Nolan #Leonardo DiCaprio #Joseph Gordon-Levitt #Ellen Page



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