Aktuell 16.07.2013 (Archiv)
Fans boykottieren 'Ender's Game'
Aktivisten in den USA machen mobil gegen den geplanten Science-Fiction-Blockbuster Ender's Game und fordern ein Boykott. Grund dafür sind die zweifelhaften Ansichten des Autors der Romanvorlage, Orson Scott Card, zu den Themen Homosexualität und Homo-Ehe.Card ist zudem Mitglied bei der umstrittenen National Organization for Marriage. Patrick Yacco und Jono Jarrett haben gemeinsam mit der Plattform Geeks Out eine Online-Petition ins Leben gerufen, die Kinogeher dazu animieren soll, den Film zu boykottieren. 'Willst du diesem Kerl wirklich dein Geld geben?', fragen die Aktivisten provokant.
Filmexperte Thomas Raab von Widescreen bezeichnet den Boykott-Aufruf als überzogen, da die Kritik ausschließlich auf private Äußerungen von Card abziele und vom eigentlichen Film vollkommen losgelöst sei. Der Streifen, in dem unter anderem Ex-Indiana-Jones Harrison Ford mitspielt, kommt in den USA am 1. November in die Kinos. Gekostet hat die Produktion rund 84 Mio. Euro. Ob sich der aktuelle Boykott-Aufruf jedoch wirklich spürbar auf die Zuschauer auswirkt, ist mehr als fraglich. Fest steht, die losgetretene Diskussion um Orson Scott Card erhöht jedenfalls die Bekanntheit der Science-Fiction-Verfilmung und könnte sich sogar als fruchtbares Rühren der Werbetrommel entpuppen.
Dass nun einem Film das Leben schwer gemacht wird wegen der gesellschaftspolitischen Einstellung einer von insgesamt 667 daran beteiligten Personen, trifft nicht nur bei Raab auf Unverständnis. 'Ich boykottiere den Film nicht', sagt etwa Dustin Lance Black, oskarprämierter Drehbuchautor von 'Milk'. Der Film handelt von Harvey Milk, dem ersten offen schwulen Politiker der USA. Er ziehe es vor, sich mit politischen und kulturellen Widersachern zu auseinanderzusetzen anstatt sie auszuschließen, so Black gegenüber der New York Times.
Die Online-Petition ist bereits seit April abrufbar. Die jetzt ansteigende Zahl an digitalen Unterschriften geht einher mit der in diesen Tagen startenden Werbe- und Promotion-Maschinerie des verantwortlichen Filmstudios Summit Entertainment. Das Studio gehört zum Medienkonzern Lions Gate. Dieser sagt in einer Stellungnahme, dass man weder mit den persönlichen Ansichten noch mit jenen der National Organization for Marriage übereinstimme. Lions Gate betont zudem, dass weder die Romanvorlage noch der Film selbst in irgendeiner Form Cards Einstellung widerspiegeln.
Nach der Durchsicht des Drehbuchs stimmt dem auch die NGO Glaad zu. Sie hat unlängst eine Liste mit kritischen Aussagen des SciFi-Autors veröffentlicht. Card selbst hat, nachdem die ersten Medienberichte über den Boykott erschienen sind, ebenfalls zu den Vorwürfen Stellung genommen und einen Bogen zur kürzlich ergangenen Entscheidung des Obersten Gerichts gegen das bundesweite Homo-Ehen-Verbot gespannt. 'Jetzt wird es interessant, ob die siegreichen Vertreter der Homo-Ehe Toleranz gegenüber denjenigen zeigen, die nicht damit übereinstimmen.'
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