Mit einem Faustschlag in Adolf Hitlers Gesicht hat 1941 alles begonnen, der US-Patriot Captain America war geboren. 70 Jahre später kommt nun endlich sein erstes großes Leinwandabenteuer in die Kinos und fängt dort an, wo 1941 alles begonnen hat.
Als Captain America Comics Nr. 1 im Dezember 1940 (Cover Datum März 1941) in die Läden kam, waren die USA noch gar nicht in den zweiten Weltkrieg eingetreten. Das berühmte Cover zierte Captain America, wie er gerade auf Adolf Hitler einschlug und es war zugleich das erste Comiccover aller Zeiten, auf dem Hitler abgebildet wurde. Die Erfinder von Captain America, Joe Simon und Jack Kirby, waren sich zu diesem Zeitpunkt aber schon sicher, dass es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis sich die USA am Krieg beteiligen würden. Der Comic war ein Verkaufsschlager und Captain America durfte die nächsten Jahre Nazis und nach Pearl Harbor auch Japaner verprügeln.
Doch mit dem Ende des zweiten Weltkriegs wurde auch der Captain immer mehr zu einem Relikt des Krieges, an den eigentlich niemand mehr erinnert werden wollte. Anstatt den Nazis durfte er jetzt in weniger spektakulärer Manier Bankräuber und Kleinkriminelle jagen. 1950 endete seine Serie, ein Revival Ende 1953 scheiterte nach nur wenigen Monaten im September 1954. Captain America wurde im wahrsten Sinne des Wortes für 10 Jahre auf Eis gelegt, bis ihn Stan Lee 1964 für sein neues Marvel Superheldenzeitalter in Avengers 4 aus einem Eisblock befreite. Seitdem zählt die Figur zu den erfolgreichsten des Marvel Verlages.
Inhalt: Steve Rogers (Chris Evans) ist ein schmächtiger junger Mann, dessen Krankheitsregister eine ganze A4 Seite füllt. Doch seit die USA nach dem Angriff auf Pearl Harbor offiziell in den Zweiten Weltkrieg verwickelt wurden, wünscht er sich nichts sehnlicher, als seinem Land als Soldat zu dienen. Doch leider wird er aufgrund seiner körperlichen Schwächen immer wieder abgelehnt. Dabei hätte Steve die besten Charaktereigenschaften, die einen guten Soldaten ausmachen: Tapferkeit, Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und die Entschlossenheit, das Richtige tun zu wollen. Das Blatt wendet sich, als der Wissenschaftler Abraham Erskine (Stanley Tucci) auf Rogers aufmerksam wird. Er schlägt ihn für das geheime 'Rebirth'-Programm vor, mit dessen Hilfe eine neue Armee aus Supersoldaten geschaffen werden soll, die den Krieg in kürzester Zeit beenden könnte. An der Entwicklung ist auch der Großindustrielle Howard Stark (Dominic Cooper) beteiligt, dessen Erfindungen ihrer Zeit voraus sind.
Das Experiment gelingt, Steve Rogers wird zum ersten Supersoldaten, doch nicht ohne einen Preis dafür zu bezahlen. Er bleibt nämlich auch der einzige seiner Art, denn Erskine wird Opfer eines Attentäters, der im Auftrag des Nazis Johann Schmidt alias Red Skull (Hugo Weaving) gehandelt hat. Schmidt ist der Anführer einer Nazi-Splittergruppe namens Hydra die sich ganz auf Okkultismus spezialisiert hat und sogar in den eigenen Reihen gefürchtet ist. Auf der Suche nach mysteriösen Artefakten entdeckt Schmidt in Norwegen einen kosmischen Würfel, der direkt aus der Schatzkammer Odins stammt und eine unvorstellbare große Macht in sich trägt. Schmidt nutzt diese Energie des Würfels, um seine Armee aufzurüsten und den Krieg zugunsten von Hydra und den Nazis so rasch wie möglich zu beenden. Nur Captain America kann ihn jetzt noch stoppen...
Zu patriotisch für den internationalen Markt?
Nach 'Hulk', 'Iron Man' und 'Thor' ist 'Captain America: The first Avenger' (Filmstart 18.8.2011) nun das letzte Puzzlestück für die große 'Avengers' Verfilmung von Joss Whedon, bei der alle diese Charaktere gemeinsam auftreten werden. Während bei Thor die glaubwürdige Umsetzung einen Balanceakt darstellte, war es bei Captain America die Figur und der Name selbst, die dem Filmstudio Sorgen machten. Würde der internationale Filmmarkt diese Figur, die eigentlich auf den US-Markt zugeschnitten ist, akzeptieren? Die Sorgen waren sicher berechtigt, aber umsonst. Obwohl der Film noch gar nicht in allen internationalen Märkten gestartet ist, hat er außerhalb den USA bereits 128,3 Mio. Dollar eingespielt und dem Studio damit einen saftigen Gewinn beschert.
Erstaunlicherweise fällt 'Captain America: The first Avenger' weniger vor Patriotismus triefend aus, als man vermuten würde. So mancher Action-Kriegsfilm driftet da oft stärker in patriotische Gefilde ab als diese Marvel Comicverfilmung. Natürlich wird die US-Flagge in vielen Einstellungen gezeigt und auch Captain Americas Kostüm ist eine einzige wandelnde US-Flagge. Aber der Film nimmt sich dabei selbst nicht so ernst und zeigt nur, wie es damals auch in vielen anderen Ländern gewesen ist. Man meldete sich freiwillig zum Heer um sein Land zu verteidigen. Heute ist dieser persönliche Einsatz in der Bevölkerung nicht mehr so stark verankert. Zieht man zum Vergleich jetzt Filme wie 'Rambo 2' heran, wo die Ausgangslage des Kriegs ja schon eine ganz andere ist, ist der dort gezeigte Patriotismus des aufrichtigen US-Soldaten, der eigentlich nur zur amerikanischen Vergangenheitsbewältigung des Vietnam Krieges dient, zumindest viel verlogener und falsch.
Science-Fiction statt Nazis
Bei der Produktion hat man erstaunlicherweise alle Hakenkreuze aus dem Film komplett verbannt und diese mit dem Hydra-Logo ersetzt. Das mag sich zwar positiv auf den Spielzeugverkauf auswirken, ein wenig mehr Bezug zur Realität des zweiten Weltkrieges hätte dem Film aber nicht geschadet. Sogar die Nazis wenden sich von Hydra ab und manchmal vergisst man inmitten der hochtechnologisierten Hydra-Waffen, in welcher Zeit man sich eigentlich befindet. So erfreulich die Entscheidung der Filmemacher war, den Film in dieser Zeit anzusiedeln, umso unerfreulicher ist die damit vertane Chance, einen sich von der Masse abhebenden Superhelden-Film zu schaffen, indem die Nazis fast komplett aus der Geschichte gestrichen wurden. Etwas mehr Ecken und Kanten hätten der Story nicht geschadet.
Der Unterhaltungswert des Films wird dadurch aber nicht gemindert, denn davon gibt es hier zu Genüge. Während sich einige Regisseure heutzutage gerne in unübersichtlichen und schnell geschnittenen Action-Szenen verlieren, verzichtet Joe Johnston auf die Schnittweise der Reality-TV Generation und liefert einen Actionfilm der alten Schule ab. Auch die Ausstattung und das Design des Films kann sich sehen lassen.
Chris Evans ist kein Downey Jr.
Die Darstellerriege wurde eigentlich recht gut gewählt, allerdings erhält nicht jeder die optimale Entfaltungsmöglichkeit, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Dominic Cooper als Howard Stark, der Vater von Tony Stark, Tommy Lee Jones als Colonel Philips oder Stanley Tucci verkörpern allesamt sehr interessante Charaktere, die aber leider wieder viel zu schnell von der Bildfläche verschwinden. Recht pfiffig kommt hingegen Hayley Atwell als Offizierin Patty Carter daher, die für einige Lacher und romantische Momente sorgt.
Hugo Weaving als Red Skull bietet zwar einen soliden Bösewicht, um sich aber vor ihm richtig fürchten zu können, hätte er etwas diabolischer ausfallen müssen. Dafür ist die Maske wirklich gut gelungen. Bleibt noch Chris Evans als Steve Rogers, der zwar die Ernsthaftigkeit seiner Figur verstanden hat, aber dem noch das Charisma eines Robert Downey Jr. fehlt, um so einem Film den letzten Schliff zu verleihen. Evans ist sichtlich bemüht und bietet eine solide Leistung, aber er drückt der Figur keinen persönlichen Stempel auf und wäre somit jederzeit austauschbar.
Fazit: 'Captain America: The first Avenger' kann zwar nicht ganz an die Qualität von 'Iron Man' oder 'Thor' anschließen, liegt aber dennoch dank starker Action-Szenen, soliden Darstellerleistungen sowie beeindruckender Ausstattung und Design über dem Durchschnitt anderer Comicverfilmungen. Vor allem das Ende entschädigt für einige wenige Durchhänger des Films, und wer genügend Sitzfleisch besitzt, der sollte unbedingt den kompletten Abspann abwarten, um die ersten Ausschnitte aus 'The Avengers' genießen zu dürfen.
Filmkritik 'Captain America: The first Avenger'
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