Aktuell 04.07.2008 (Archiv)
Sensationsfund: Fritz Lang's Langfassung von 'Metropolis' entdeckt
Auch nach so vielen Jahren darf man die Hoffnung nicht aufgeben, denn es gibt immer wieder noch sensationelle Entdeckung zu machen. Genauso wie nun die Langfassung von Fritz Lang's 'Metropolis' nach mehr als 80 Jahren in Buenos Aires entdeckt wurde.Als der Stummfilmklassiker 'Metropolis' im Jahre 1927 erstmals veröffentlicht wurde, gab es die ursprüngliche Langfassung nur in Deutschland zu sehen. Doch der überlange Film fiel sowohl bei den Kritiker als auch beim Publikum durch. Schließlich kürzte man den Film für den internationalen Markt um gut ein Viertel seiner Länge und vereinfachte die Handlung mit neuen Zwischentiteln. Die geschnittenen Szenen verschwanden von der Bildfläche. Bis jetzt.
Seit den 70er Jahren arbeitete der Filmhistoriker Enno Patalas an einer kompletten Rekonstruktion des Films. Sämtliche große Archive wurden dafür durchforstet. 2001 wurden dann die bislang endgültige Version fertiggestellt, der immer noch ein Viertel fehlte.
Daß das fehlende Puzzlestück der jahrelangen Suche in Buenos Aires zu finden sein sollte, konnte niemand ahnen. Der heutige Leiter der Filmabteilung des Museums für Lateinamerikanische Kunst, Fernando Peña, durfte sich in den 80er Jahren immer wieder das Klagen des Leiters des Filmclubs in Buenos Aires anhören, wenn dieser die 'schlechte' Kopie von Metropolis vorführen musste. Vor allem die mehr als 2 Stunden Laufzeit machten ihm dabei schwer zu schaffen, da er die gesamte Zeit auf den Film drücken musste, damit dieser nicht aus dem Projektor fällt.
Da die bislang längste Fassung allerdings nur knapp 2 Stunden dauerte, ging Peña die Längenangabe des Films nicht aus dem Kopf. Die besagte Kopie ist heute im Archiv des Museo del Cine, ein Stadtmuseums in Buenos Aires, zu finden. Seit 2008 hat Peñas Exfrau, Paula Félix-Didier, die Leitung des Museums übernommen. Gemeinsam machte man sich auf die Suche nach der Kopie, die - wie sich herausstellte - tatsächlich länger als die 2001er-Version war.
Vergangene Woche wurde der Film im Berliner Filmmuseum drei der wichtigsten Lang-Experten gezeigt: dem Chef des Filmmuseums Rainer Rother, Martin Koerber, einer der Mitwirkenden der Restaurierung des Films und die Besitzerin der Rechte an 'Metropolis', Anke Wilkening von der Friedrich-Murnau-Stiftung. Die Authentizität des Materials wurde von allen bestätigt.
Endlich gibt es eine fast komplette Fassung des einflussreichsten Monumental- und Science-Fiction-Films der Filmgeschichte, der von der Unesco als erstes Filmwerk in das Weltdokumentenerbe aufgenommen wurde. Vieles was bislang keinen Sinn ergab, wie verwirrende Nebenfiguren oder nicht nicht zu Ende geführte Nebenhandlungen, ist nun verständlich. Zudem sollen auch einige Szenen noch dramatischer Wirken als zuvor.
Vielleicht sollte diese Entdeckung die Verwalter von Filmarchiven auf der ganzen Welt etwas wachrütteln, damit diese auch ihre Archive nach Juwelen durchforsten.
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