Trailer 12.04.2011 (Archiv)
'The Tree' Filmkritik
Ein monumentaler Baum hilft einer Familie, eine Zeit der Trauer zu überstehen, wird aber zusehends selbst zum Problem. Das australische Drama mit Charlotte Gainsburg erzählt poetisch und zugleich leicht von Tod, Natur und Leben.Als Dawns (Charlotte Gainsbourg) Ehemann plötzlich stirbt, reißt das ein großes Loch in ihr Leben. Sie und ihre vier Kinder müssen lernen, ohne ihn zu leben und gehen ganz verschieden damit um. Dawn ist einige Zeit alles zu viel; sie ist ausgelaugt und schon allein mit der Aufrechterhaltung des normalen Familienlebens überfordert. Ihr ältester Sohn Tim (Christian Byers) übernimmt für eine Weile die Aufgabe des Erwachsenen für sie. Er kümmert sich um seine Geschwister, bringt durch einen Nebenjob Geld ins Haus, plant aber auch nach dem baldigen Schulabschluss in die Großstadt zu ziehen.
So gut wie er können seine drei jüngeren Geschwister nicht mit dem Verlust umgehen. Der kleine Charlie (Gabriel Gotting) spricht plötzlich nicht mehr und Simone (Morgana Davies) und Lou (Tom Russell) beginnen eine ganz besondere Beziehung zu dem neben ihrem Haus stehenden, großen Feigenbaum zu entwickeln. Besonders Simone ist davon überzeugt, ihr Vater spräche aus der Krone des Baumes zu ihr und verbringt dort so viel Zeit wie möglich.
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Von ihrer Tochter inspiriert, beginnt auch Dawn sich näher mit dem Baum zu beschäftigen. Für eine Weile scheint es, als helfe er ihnen allen, besser mit ihrem Verlust umzugehen. Als Dawn jedoch durch einen neuen Job auch einen neuen Mann (Marton Csokas) in das Leben der Familie bringt, reagiert Simone äußerst ablehnend auf ihn. Zugleich wird der Baum immer mehr zum Problem für das Haus und das Leben der Familie: er wächst immer mehr, blockiert Rohre, und lässt Äste durch Wände brechen. Dawn wird nahegelegt, den wuchernden Baum zu fällen, doch Simone wehrt sich mit allen Mitteln dagegen.
Sinnbild
'The Tree' ist ein ruhiger, poetischer und wunderschön in Bilder gefasster Film über die Zeit der Trauer, der es schafft, nie erdenschwer zu werden. Wie die sanft im Wind schaukelnde Krone des titelgebenden Baums, bleibt er luftig und leicht. Er schwebt von Bildern der Sehnsucht und Trauer zu der Weite des australischen Hinterlands und der Schönheit seiner Natur.
Der Baum ist ein vielseitiges Sinnbild für die Trauer: er schafft Verbindung, muss aber auch im Zaum gehalten werden, um die Familie nicht vom Weiterleben abzuhalten. Obwohl man meinen könnte, der Umgang mit einem simplen Baum könnte für einen Film nicht viel hergeben, schafft es 'The Tree', seinen stillen Protagonisten immer wieder neu ins Spiel zu bringen. Der Baum wächst unter- und überirdisch, treibt seine Wurzeln ins Nachbargrundstück, ins Haus und über die Straße, er verstopft Rohre, sprengt Beton und lässt riesige Äste auf das Haus fallen. Gleichzeitig kann man aber auch auf ihm klettern, hat von oben eine berauschende Sicht über die weite Landschaft, man kann ihn fühlen und mit ihm reden.
Bildergalerie
Bindungen
So faszinierend der Baum, so facettenreich sind auch die Beziehungen der Menschen, die unter ihm leben. Dawns Überforderung und ihrer dadurch zum Teil gestörten Beziehung zu ihren Kindern, aber auch ihr schrittweises Aufblühen nach der ersten Zeit der Trauer wird viel Raum gegeben. Auch Simones enge und nicht von allen verstandene Bindung an den Baum hat eine gewisse Fasziniation zu bieten, auch wenn man gegen Ende hin doch langsam eine Auflösung ihrer trotzigen Baumliebe herbeinsehnen mag.
Filmkritiken auf filmtauchgaenge.at
Doch atmosphärische, wunderschöne Naturbilder, gute Schauspieler und eine zart keimende Liebesgeschichte geben dem Film einen guten Boden, um blühen und gedeihen zu können. 'The Tree' ist ein ungewöhnlicher, für manche wohl durchaus auch außergewöhnlicher Film über den immerwährenden Wechsel von Werden und Vergehen.
Kinostart Österreich: 8. April 2011
Carolin Färber / filmtauchgaenge.at | www |
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