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Review  29.09.2010 (Archiv)

'Jud Süss - Film ohne Gewissen' Filmkritik

Ein Stück Zeitgeschichte über den Hauptdarsteller des zuerst groß gefeierten und nach Scheitern der NS-Diktatur verbotenen gleichnamigen Propagandafilms.

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Reale Ereignisse gemischt mit frei erfundenden Elementen generieren einen eindrucksvollen Spielfilm, der lange nachwirkt.

Berlin 1939. Ferdinand Marian (Tobias Moretti), ein mittelmäßig erfolgreicher und mäßig bekannter Theaterschauspieler, erhält vom Propagandaminister des Deutschen Reiches, Joseph Goebbels (Moritz Bleibtreu) persönlich, das Angebot, die Hauptrolle in einem vom ihm in Auftrag gegebenen Film zu übernehmen. 'Jud Süß' - basierend auf der Geschichte des Juden Joseph Süß Oppenheimer, der im 18. Jahrhundert wegen Hochverrats angeklagt und hingerichtet wurde – soll zum 'ersten wirklich antsemitischen Film' avancieren.

Ruhm und internationale Bekanntheit verspricht Goebbels dem Schauspieler, die Rolle seines Lebens also, und egal, welche Einwände oder Gegenargumente Ferdinand Marian auch hat, Joseph Goebbels beharrt auf seiner Entscheidung. Marian ist hin und her gerissen zwischen der Chance, seine Karriere voranzutreiben, und seinem Gewissen, dem inneren Widerstand und der Ablehnung, die Hauptrolle in einem derartig verhetzenden und Juden degradierenden Film zu spielen. Doch trotz seiner klaren Verweigerung, wird er von Goebbels als neuer Star am Himmel des Erfolg versprechenden Propagandafilms angekündigt. Ferdinand Marian lässt sich trotz aller Zweifel auf das Projekt ein. Entgegen den Vorgaben des Regisseurs Veit Harlan (Justus von Dohnányi), versucht er jedoch der Rolle des 'schändlichen' Judens sympathische Züge zu verleihen. Während es aufgrunddessen zu Unstimmigkeiten zwischen dem Regisseur und dem Hauptdarsteller kommt, scheint Joseph Goebbels Gefallen an Marians Zugang und Umsetzung zu finden und nutzt es zu seinem Vorteil.

Trailer


Venedig 1940. Im Rahmen der dortigen Filmfestspiele feiert 'Jud Süß' seine Premiere – mit großem Erfolg. Hoch gelobt von Kritikern, umringt von zahlreichen weiblichen Fans und berauscht von dem Rummel um seine Person, verschwimmt Marians Distanz zu seiner Rolle. Noch ist sein Blick getrübt, die Auswirkungen und der Einfluss, den dieser Film haben wird, nicht fassbar. Doch alsbald beginnt sich die Verschleierung des Ruhms aufzulösen und die Erkenntnis, die vorerst nur ein leises Pochen von sich gegeben hat, wandelt sich zu unüberwindbaren Schuldgefühlen, die selbst durch übermäßigen Alkoholkonsum und Frauenliebe nicht gestillt werden können.

Zwiespältigkeit – Der innere Kampf

Was Ferdinand Marians Beweggründe sind, sich entgegen seiner eigentlichen Entscheidung dem Projekt 'Jud Süß' anzuschließen, ist verschwommen, teilweise unklar. Ein Anhaltspunkt ist die Verhaftung seines Freundes, Schauspielerkollegen und Juden Adolf Wilhelm Deutscher (Heribert Sasse), der das Gartenhäuschen der Marians bewohnt. Ohne das Wissen Ferdinand Marians und seiner Frau Anna (Martina Gedeck) entwendet deren Hausmädchen Britta (Anna Unterberger) Briefe in jüdischer Schrift aus einer Kommode und übergibt sie ihrem Freund Lutz (Robert Stadlober), einem SS-Offizier. Aber nicht nur dem jüdischen Freund wird Brittas Anwesenheit im Hause der Marians zum Verhängnis, mitunter deuten die Briefe auch daraufhin, dass Anna Marian entfernt jüdischer Abstammung ist. Welchen Nutzen Joseph Goebbels aus diesem Wissen ziehen wird, ist absehbar.

Wie reagiert man als Künstler, der sein Metier liebt, wenn man ein solches Angebot erhält? Ist es ein Zeichen von Schwäche, sich dem subtilen Druck aus höchster Instanz, dem man ausgesetzt ist, zu fügen, wenn man merkt, dass der eigene Widerstand auf taube Ohren stößt? Welchen Weg schlägt man ein, wenn es heißt, entweder diese Rolle oder keine weitere mehr? Ist man bereit alles aufs Spiel zu setzen, seine Kunst und alles, woran man lange gearbeitet hat, aufzugeben oder an einem anderen Ort neu anzufangen, wegen einer Rolle, mit der man aus moralischer Sicht nicht einverstanden ist, die aber gleichzeitig die Tore zu internationaler Bekanntheit öffnen kann? Wie weit ist man bereit zu gehen, wenn es sich um die eigene Karriere handelt?

Es ist diese Zwiespältigkeit, Teil eines Systems zu sein, dem man misstraut, distanziert gegenübersteht, aber gleichzeitig noch nicht fähig ist, die Hintergründe und eigentlichen Ziele der herrschenden Klasse unter ihrem Führer zu begreifen, die den Film durchzieht. Marian ist in einem System 'gefangen', das vorerst andeutet, aber erst im Laufe der Jahre seine wahre Schrecklichkeit entfaltet, nicht mehr subtil, so wie zu Beginn, sondern offen und gestärkt mit einer breiten Anhängerschaft bereit ist, jeden aus dem Weg zu räumen, der sich widersetzt.

  Filmbilder 'Jud Süss - Film ohne Gewissen'  1/5 weiter...

© Thimfilm & Concorde Film 2010 / Petro Domenigg

© Thimfilm & Concorde Film 2010 / Petro Domenigg

© Thimfilm & Concorde Film 2010 / Petro Domenigg

© Thimfilm & Concorde Film 2010 / Petro Domenigg

© Thimfilm & Concorde Film 2010 / Petro Domenigg


Nur schrittweise gelangt Ferdinand Marian zu der Erkenntnis, welch fatalen Fehler er begangen hat. All seine Versuche, seiner Rolle sympathische Züge zu verleihen und somit ein Verständnis für die Figur zu erzeugen, scheitern kläglich und entfalten eine umgekehrte Wirkung. Dass der Künstler nur ein Rädchen in dem Medium Film ist, welches aufgrund seiner Ausdrucks- und Vermittlungsmöglichkeiten im Bereich der Montage und Kameraeinstellungen auch der sympathischsten Figur mephistophelische Züge verleihen kann, war für Marian in dieser Form nicht absehbar. Realität und Auswirkungen treffen den exzentrischen Künstler und Playboy unvorbereitet. Mit einem Schlag wird klar: Zu lange hat er sein Gewissen ignoriert und die Anzeichen nicht wahrhaben wollen, die zum Teil überdeutlich durch die veränderte Beziehung der eigenen Tochter zu ihrer Mutter, von Liebe zu Ablehnung, zum Vorschein kamen.

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Alexandra Cech / filmtauchgaenge.de | www

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