Review 19.08.2010 (Archiv)
'Nothing Personal' Filmkritik
Aus einer zufälligen Begegnung entwickelt sich eine ungewöhnliche Wohngemeinschaft und in weiterer Folge eine eigenwillige Beziehung. Der Film begleitet zwei Menschen, die die Einsamkeit gewählt haben.Jedoch entscheiden sie sich vorübergehend gemeinsam an einem Ort zu sein. Unter dem Verzicht auf allzu Persönliches entsteht eine Momentaufnahme, die Eindrücke erzeugt, aber keine Erklärungen abgibt.
In selbst gewählter Einsamkeit wandert Anne (Lotte Verbeek) einige Zeit durch die Landschaft Irlands, bis sie zu einem kleinen Haus in Meeresnähe kommt. Dort trifft sie auf Martin (Stephen Rea), den Besitzer dieses Ortes inmitten der Abgeschiedenheit von der Außenwelt. Essen gegen Arbeit, lautet der Handel, auf den sich die beiden einlassen – aber nur unter der Bedingung, dass Martin Anne keine persönliche Fragen stellt und auch nichts über sich selbst erzählt.
Die Kommunikation auf das Notwendigste reduziert, bauen die beiden eine etwas skurrile Form einer Beziehung auf. Umso mehr Zeit sie miteinander verbringen, desto größer wird ihre Zuneingung zueinander und somit auch eine gewisse Neugier auf das Leben des anderen geweckt. Gebunden an ihre Vereinbarung, findet jeder seinen eigenen Weg, um einen kleinen Einblick zu erhaschen.
Undurchschaubar
Bis auf die Tatsache, dass Martins Fau gestorben ist, werden keinerlei Informationen darüber gegeben, welches Leben die beiden Protagonisten vor ihrem Aufeinandertreffen geführt haben. Warum Anne alleine unterwegs ist, was sie dazu gebracht hat, ihr altes Leben aufzugeben und den Weg der Einsamkeit, Ruhe und Abgeschiedenheit zu wählen und wie ihr Leben davor überhaupt ausgesehen hat, ist völlig unklar.
'Nothing Personal' Filmbilder | 1/4 |
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Während Anne die Verschlossenheit in Person ist, macht Martin zu Beginn durchaus den Eindruck, als wäre er bereit, diese Fremde ein wenig in sein Privatleben eintauchen zu lassen. Doch Annes Sturheit und Widerwillen, sich auf mehr einzulassen, hält ihn im weiteren Verlauf davon ab. Dass dieser schon etwas in die Jahre gekommene Mann eine Vorliebe für Musik, Arbeit in der Natur und gutes Essen hat, ist jedoch eindeutig, sind es doch gerade diese Dinge, die Anne zu Beginn zum Zweck und gegen Ende immer mehr mit Freude mit ihm teilt.
Arthouse-Kino
Die Ironie und der Witz, die mit dieser merkwürdigen Situation einhergehen, haben einen gewissen Charme. Auch die beiden Hauptdarsteller vollbringen Großes, indem es ihnen gelingt, ihre Emotionen ohne den Gebrauch vieler Worte herauszuarbeiten. Mithilfe von Gesichtsausdrücken, Blicken und Gesten schaffen sie Raum für Interpretation, lassen kurzzeitige Vemutungen über ihr Inneres zu und offenbaren ihre Sympathie füreinander.
Trailer
Alles schön und gut, aber Arthouse-Kino ist nunmal nicht Jedermanns Sache. Zwei Menschen dabei zu beobachten, wie sich ihre Wege für einige Zeit kreuzen, während ab und an eingeblendete Zwischentitel ihre Beziehung in Kapitel gliedern und eine Definition derselben in umgekehrter Reihenfolge liefern, ist zweifellos eine nette Idee. Fraglich ist allerdings, wie zufriedenstellend es ist, keinerlei Hinweise, nähere Einblicke oder mögliche Aussicht auf das Leben eines Menschen zu erhalten.
Offizielle Webseite
Völlig alleingelassen sind diejenigen, die an psychologischen Profilen interessiert sind oder zumindest eine Erklärung für das Handeln der Protagonisten benötigen. Auf die Fragen, die sie haben werden, wird keine Antwort gegeben, stattdessen werden Spielräume für eigene Ideen und Gedanken geschaffen. Das mag Einige begeistern, aber ein breites Publikum wird dieser Film wohl kaum finden.
Kinostart Österreich: 20. August 2010
Alexandra Cech / filmtauchgaenge.de | www |
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